Lutz Heinrich

Berggeschichten

PRIJUT 11 - PRIJUT 12

WIE ALLES BEGANN

Unser Prijut12 wurde am 5. Februar 2000 von Tatjana, meiner damaligen Ehefrau und mir, Lutz Heinrich, eingeweiht. Das Wort Prijut stammt aus dem Russischen und bedeutet Obdach, Schutz oder Unterkunft. Der Name für unsere „Schutzhütte“ an der Sommerrodelbahn kam durch unsere besondere Beziehung zum Prijut11, dem höchstgelegenen Refugium im Kaukasus. Der Kaukasus ist ein 1.500 km langes Gebirge. Er ragt wie eine riesige Mauer zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer von Meereshöhe bis über fünftausend Meter hinauf und bildet die Grenze zwischen Europa und Asien. Der Elbrus ist mit 5.642 m nicht nur der höchste Berg des Kaukasus‘, sondern auch Europas. Der Kaukasus war für uns in den Jahren vor der Wiedervereinigung ein schwer, allerdings erreichbares Reiseziel.

Elf Wissenschaftler errichteten 1929 in 4.160 m Höhe, an den Felsen, die aus dem riesigen Elbrusgletscher herausragten, als Schutz vor den eisigen Stürmen eine kleine Hütte, die sie Prijut11 nannten – Unterkunft der Elf (Bergsteiger). 1939 wurde einige Meter oberhalb in 4.200 m Höhe der legendäre aluminiumverkleidete, bunkerähnliche Holzbau errichtet. Er bot mit über 100 Übernachtungsmöglichkeiten den Elbrusbesteigern das Lager vor dem entscheidenden Gipfelanstieg. Das Prijut11 brannte am 16. August 1998 durch eine Unachtsamkeit eines Touristen vollständig ab.

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Nachdem wir, Tanja und ich, im Juli 1992 die erste Sommerrodelbahn in den neuen Bundesländern eröffnet hatten, wollten wir unsere Schutzhütte schon 1994 bauen. Der Antrag wurde abgelehnt, weil die Architektur dem erzgebirgischen Baustil nicht entsprach.

1998 wurde der nächste Antrag erneut abgelehnt. Daraufhin gingen wir vor Gericht und haben den Prozess gewonnen. Übernommen wurde der Bauauftrag vom CJD Annaberg-Buchholz (Christliches Jugenddorf). In Markersbach erfolgte der Bau. Jeder Stamm wurde von Hand beschlagen, nicht gefräst! Im November 1999 stand die Hütte fertig in Markersbach. Innerhalb eines Tages erfolgte durch Karl Neubert aus Hammerunterwiesenthal der Abbau und am selben Tag der Aufbau an der Sommerrodelbahn. Die Lampen stammen vom Korbmacher Mirko Trinks. Die Millenium-Silvesterparty wurde bereits mit unseren Freunden im provisorisch eingerichteten Prijut12 gefeiert.

Die Idee für den Namen Prijut12 hatte unserer Freund Wolfgang Bethge, von dem auch die Rahmungen der Fotos und Berichte an den Wänden stammen. Ein entscheidendes Darlehen zur Fertigstellung, was uns unsere Hausbank verwehrte, erhielten wir von unserem Bergfreund Arnhard Schütte.

Wir hoffen, dass sich jeder Gast bei uns genau so wohlfühlt, wie wir viele Male am Fuße des Elbrus im Prijut11.

5.642 m

ELBRUS

Russland (Kabardinisch-balkarische autonome sozialistische Sowjetrepublik) 1978–1987

In Jeans auf den höchsten Berg Europas – Die höchstgelegene Saltoschanze der Welt – Der erste Deutsche mit Ski vom Gipfel – Die außergewöhnliche Winterbesteigung – Weltpremiere: Erstes Gipfelbiwak

„Es war schon früher Nachmittag, als wir, meine Frau Tanja mit mir, endlich oben am Prijut 11 auf 4.200 m Höhe ankamen. Uns begrüßten Kostja, der Chef, und Magamed Ibragimov, die gute alte Seele des Prijut11 sehr herzlich. Wir kannten uns von den Sommern zuvor. Es gab Kaviarbrote und Wodka. Wir saßen in ihrem Zimmer. Kostja nahm den „Aschebecher“, eine leere Blech-Konservendose, schüttete die Asche in den Ofen, goss einen Schluck Wodka in den Becher, schwenkte ihn, schüttete das Wodka-Aschegemisch in den Ofen, schenkte wieder ein und reichte ihn mir. „Willkommen!“

  • Film „Skiabfahrt vom Elbrus“, 24 Min., Lutz Heinrich, 1985 im DDR-Fernsehen
  • Film „Gipfelbiwak in 5.600 m Höhe“ 29 Min., Lutz Heinrich, 1987 im DDR-Fernsehen

5.047 m

KASBEK

Georgien (Grusinische sozialistische Sowjetrepublik – Sowjetunion) 1986–2006

Weltpremiere – die ersten Skiabfahrten von beiden Gipfeln

„Der Gipfelhang ist mit 45 Grad extrem steil, wesentlich steiler als der Aufsprunghang einer Skisprungschanze. Heute ist er, wie so oft, komplett vereist. Beim Aufstieg müssen wir zwei Mal Eisschrauben setzen. 15. Juli 1986, 12 Uhr mittags: Die Gefahr ist mir durch das Blankeis bewusst. Ich wage es trotzdem, rutsche aber schon nach den ersten Schwüngen weg, verliere durch Schläge die Ski und „fliege“ in nur wenigen Sekunden 600 Höhenmeter über Eis in die Tiefe. Bis dahin war ich mir immer sicher mit Skiabfahrten in extrem steilen Hängen. Seitdem habe ich ein kleines Problem.“

  • Film „Mit Steigeisen und Ski durch die Wolken“ 29 Min., Lutz Heinrich, 1986 im DDR-Fernsehen

5.895 m

KILIMANDSCHARO

Tansania / Kenia

Zwei Ossis vor der Wende auf dem Kilimandscharo?!

„20.000 DDR-Mark! Diese tauschte ich eins zu acht in 2.500 Westmark. Das musste für acht Wochen Afrika reichen. Das Geld hatte ich in Leipzig an der Thomaskirche mit einer Frau getauscht, die ich nicht kannte, deren Namen ich nicht weiß, die ich nie wiedergesehen habe. Sie wurde mir von einem Freund vermittelt. Der Tausch dauerte Sekunden. Zwei kleine Bündel Geld wechselten die Besitzer. Es gab kein Nachzählen. Dazu kamen einhundert Westmark, die ich offiziell eins zu eins tauschen konnte, offiziell einhundert Westmark für acht Wochen Afrika. Welcher Zollbeamte lässt einen damit durch die Kontrolle?“

  • Film „Ins Eis von Afrika“ 43 Min., Lutz Heinrich, 1989 im DDR-Fernsehen

5.897 m

COTOPAXI

Ecuador 1993

Eine andere Dimension des „Auf-dem-Berg-Sein“

„Plötzlich taucht im Sucher meiner Kamera ein Mensch auf. Er winkt mit seinem Eispickel. Es war zehn nach sechs Uhr morgens. Ich war seit einer Stunde auf den Beinen, auf diesem kreisrunden kleinen Plateau mit einem Durchmesser von etwa zwanzig Metern. Wir hatten die vergangene Nacht vom 5. zum 6. Oktober 1993 auf dem höchsten Punkt des Kraterrandes übernachtet… Zu viert in unserem kleinen Salewa-Zelt – Arnhard Schütte, Ulf Dalibor, Lutz Hänel und ich. Es war ein einzigartiges Gipfelbiwak, windstill, auf einer Spitze. Hier hatte ich das gleiche Empfinden, wie vor fünf Jahren am Mount Meru,

„Jetzt kann ich, die Füße auf der Erde, dem Himmel nicht näher kommen.“

6.263 m

CHIMBORAZO

Ecuador 1993

Am weitesten entfernt vom Erdmittelpunkt

„Um drei Uhr morgens am 9. Oktober 1993 steigen wir in den Gletscher. Eigentlich brauchen wir kein Seil. Doch es ist stockfinster. Nach einer Stunde wird Ulf, der als erster steigt, von Hans überholt. Hans hatte sich, ohne es mit uns abzusprechen, aus dem Seil gelöst. Als es dämmert, sehen wir ihn ca. 200 m vor uns steigen. Er macht eine Pause. Wir ziehen schweigend an ihm vorbei! Um zehn stehen Arnhard Schütte, Lutz Hänel, Ulf Dalibor und ich bei Windstille auf dem Gipfel. Hansi schafft den letzten Kilometer nicht.“

5.230 m

IXTACCIHUATL

Mexico 1995

Akklimatisation – der Schlüssel zum Erfolg

„Dem Taxifahrer, der uns von Amecameca zum Berg bringt, gebe ich das Geld auch gleich für die Rückfahrt – gutgläubig, wie ich bin. Er soll uns hier wieder abholen … Der lacht sich heute noch kaputt über diesen deutschen Dummkopf. Wir steigen zur Radiostation auf. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben, um uns auf 4.000 m Höhe zu akklimatisieren. Wir sehen eine Gruppe aufsteigen. Es sind die Österreicher, mit denen wir schon von London-Heathrow nach Mexico City geflogen sind. 13 drahtige Männer aus Tirol und dem Salzburger Land, bestens ausgerüstet. Auch sie wollten auf den Popocatépetl, aber auch sie müssen umplanen. Sie werden morgen zu den Biwakschachteln aufsteigen, um übermorgen den Gipfel in Angriff zu nehmen. Nur zwei von dreizehn werden es schaffen. Zu schnell wollten sie den Gipfel abhaken.“

auf den Vulkanen

DIESER WELT

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von Lutz Heinrich
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2 Vulkane in Ecuador 1993, Cotopaxi – Chimborazo
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Mit dem Rad über den Kaukasus

Die georgische Heeresstraße – fünf Gänge & schmale Reifen

Heliski Kaukasus 1989